IHK Emden: „Der Bund muss bei der Küstenautobahn endlich liefern“

Emden (24. September 2025) – Der Präsident der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK), Theo Eilers, hat bei der gestrigen Vollversammlung die Bundesregierung kritisiert. Trotz Baureife des ersten Abschnittes von Westerstede bis Jaderberg sowie eines Sondervermögens für Infrastruktur sei offenbar kein Geld für den Bau der Küstenautobahn A20 vorhanden. „Wir brauchen endlich eine verbindliche Finanzierungszusage. Alles andere untergräbt das Vertrauen in die Politik“, betonte Eilers.
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg tagte im Maritimen Kompetenzzentrum (Mariko) in Leer. Als besondere Gäste konnten VW-Werkleiter Enno Fehse, der neue Präsident der Hochschule Prof. Dr. Marco Rimkus und der Landrat des Landkreises Leer, Matthias Groote gewonnen werden. Fehse berichtete über die aktuelle Lage im Werk Emden. Rimkus stellte Herausforderungen und Chancen der Hochschullehre dar. Landrat Groote hob die Rolle von Landkreisen und Kommunen im Rahmen der Gesamtverteidigung hervor. IHK-Präsident Theo Eilers gab einen Überblick zur wirtschaftlichen Entwicklung im IHK-Bezirk.
Norddeutschland sei das logistische Rückgrat der Wirtschaft, betonte er. Über die Seehäfen liefen die Warenströme für die gesamte Volkswirtschaft. Eine Sonderauswertung der IHK-Nord zur Seeverkehrsprognose zeige, dass der seewärtige Außenhandel bis 2040 weiter deutlich zunehmen werde. „Diese Entwicklung verlangt belastbare Verkehrsachsen zwischen Häfen und Hinterland“, so Eilers „und dazu gehört die A 20 von Westerstede bis Bad Segeberg zweifellos dazu.“
Darüber hinaus verwies er auf die sicherheitspolitische Bedeutung der Strecke. Der Norden sei ein tragender Pfeiler der europäischen Sicherheitsarchitektur, Standort verteidigungsrelevanter Strukturen und Heimat kritischer Energie- und Industrieinfrastrukturen. „Angesichts geopolitischer Spannungen ist eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur unabdingbar – für die zivile wie für die militärische Mobilität“, sagte der IHK-Präsident. Die Bundesregierung müsse die zugesagten Mittel im Sondervermögen und im Kernhaushalt zusätzlich und dauerhaft bereitstellen. „Norddeutschland darf in dieser entscheidenden Frage nicht ins Hintertreffen geraten. Deshalb ist es wichtig, dass die norddeutschen Länder mit geschlossener Stimme auftreten,“ appellierte Eilers an die niedersächsische Landesregierung, sich in Berlin dafür zu verwenden.
Kritisch äußerte sich Eilers außerdem zur jüngsten Einigung im Zollstreit mit den USA. Zwar sei eine Zollobergrenze von 15 Prozent für EU-Erzeugnisse festgelegt worden, doch gebe es weiterhin zahlreiche Ausnahmen und Unsicherheiten. Insgesamt seien 407 Warenkategorien betroffen – unter anderem Stahl und Aluminium, auf die teils bis zu 50 Prozent Zoll erhoben würden. Zudem habe die EU den USA zugesagt, bis 2028 Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar zu importieren. „Eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zeigt: Die Mehrheit der Unternehmen rechnet mit negativen Folgen. Höhere Zölle, mehr Bürokratie und sinkende Wettbewerbsfähigkeit – diese Einigung bringt mehr Belastung als Entlastung“, fasste Eilers zusammen.
Die Ausbildungssituation im IHK-Bezirk bewertete er positiv. Während die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse in Niedersachsen insgesamt um 3,8 Prozent zurückgegangen sei, konnte die IHK für Ostfriesland und Papenburg ein Plus von 7,5 Prozent verzeichnen. „Das zeigt die Stärke und Zukunftsorientierung unserer regionalen Wirtschaft“, so Eilers. Die IHK habe bis August 20 Veranstaltungen und Aktionen zur Berufsorientierung organisiert oder unterstützt.