EWE investiert mehr als 1,3 Mrd. Euro in Klimaschutz und Digitalisierung
Oldenburg (24. April 2025) – Der Oldenburger Energie- und Telekommunikationsdienstleister EWE hat seine Investitionen in den Aufbau eines zunehmend klimaneutralen und stärker digitalisierten Energiesystems im Geschäftsjahr 2024 wie angekündigt erneut deutlich gesteigert: Über 1,3 Milliarden Euro flossen in Wachstumsbereiche, wie Windenergie, Elektromobilität und Wasserstoff sowie in den nötigen Ausbau der regionalen Energienetze. Das überwiegend kommunale Unternehmen investierte damit 15,4 Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 1,1 Mrd. Euro) – und mehr als doppelt so viel wie im langjährigen Mittel. „Wir lösen Schritt für Schritt ein, was wir zugesagt haben: Diese Region zu einem Kraftzentrum der Energiewende zu machen und im Verbund mit anderen die Grundlagen für Wachstum, Wertschöpfung und Wohlstand zu erneuern“, erläuterte Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG, bei der Bilanzvorstellung. „Gleichzeitig leisten wir unseren Beitrag dazu, Deutschland unabhängiger von fossilen Energieträgern und -importen zu machen. In Zeiten wie diesen ist dies sowohl mit Blick auf Fragen der nationalen Sicherheit als auch zur Begrenzung des Klimawandels dringend geboten.“
Großprojekte von EWE gut vorangekommen
Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit für die Energiezukunft hat EWE im Dezember 2024 die Ergebnisse des Wasserstoff-Speicherprojektes HyCAVmobil vorgestellt. An seinem Gasspeicherstandort im brandenburgischen Rüdersdorf wies EWE nach, dass die unterirdische Speicherung von Wasserstoff funktioniert. Das ist von Bedeutung, weil mit Hilfe von Wasserstoff die Energie aus Sonne und Wind in großen Mengen vor allem für die industrielle Nutzung speicherbar wird. „Der nächste Schritt ist nun die Umrüstung einer großen Erdgaskaverne an unserem Speicherstandort in Huntorf im Landkreis Wesermarsch“, erläutert Dohler. Ab 2027 wolle EWE dort Wasserstoff einlagern. Weitere vorhandene Kavernen und Standorte könnten ebenfalls umgerüstet werden, sobald die norddeutsche Wasserstoffwirtschaft hochläuft. Diesen Hochlauf treibt EWE auch am Standort Emden voran: „Dort bauen wir eine Erzeugungsanlage für grünen Wasserstoff, die ab dem Jahr 2027 jährlich rund 27.000 Tonnen liefern soll“, so Dohler. Das Vorhaben ist mit einem Investitionsvolumen von rund 800 Mio. Euro der zentrale Baustein des EWE-Wasserstoffprojektes „Clean Hydrogen Coastline“ und wurde in 2024 durch Vorstand und Aufsichtsrat freigegeben.“ Positive Entwicklungen gebe es u.a. auch beim Ausbau der Onshore-Windenergie über die Tochtergesellschaft Alterric, beim Ausbau der Glasfasernetze über das Joint Venture Glaserfaser Nordwest sowie beim Ausbau der Ladeinfrastruktur durch EWE Go, so Dohler.
Energiewende bezahlbar halten und gut finanzieren
In Richtung der neuen Bundesregierung betonte Dohler, dass für den weiteren Umbau des Energiesystems verlässliche Rahmenbedingungen bedeutend sind. „Wir sollten den in Deutschland und Europa eingeschlagenen Weg zu einer auf erneuerbaren Energien basierenden Energieversorgung konsequent weitergehen“, ermutigte Dohler. Damit es ausreichend Akzeptanz hierfür gebe, müssten aus Sicht von EWE drei Bausteine gut ausbalanciert werden: Die Gesamtkosten des künftigen Energiesystems, der Grad der Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Finanzierungsquellen für die Investitionen in den Umbau.
„Wir können die Systemkosten vielfach senken, indem wir beispielsweise den Offshore-Windausbau ertrags- statt leistungsoptimiert planen oder die EU im Rahmen einer Wasserstoffallianz dazu bringen, die Kosten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch weniger bürokratische Vorgaben um ein Drittel zu reduzieren“, erläuterte Dohler. Angesichts des erhöhten Investitionsbedarfs bei gleichzeitig höherem Niveau der Energieimportpreise halte er zeitlich befristete staatliche Entlastungen für angemessen: „Die Stromsteuer auf ein europäisches Minimum zu senken und Zuschüsse zu den Netzentgelten zu gewähren würde insbesondere stromintensiven Anwendungen und Branchen helfen, durch diese Phase zu kommen.“
Finanzvorstand Dr. Frank Reiners ergänzt: „Ein großer Teil der Investitionen wird nicht aus staatlichen Mitteln kommen, sondern mit privatem Kapital umgesetzt werden müssen. Das ist auch sinnvoll. Die von der Bundesnetzagentur zugestandenen Renditen für den Ausbau der Netzinfrastruktur reichen derzeit aber nicht aus, um an den internationalen Finanzmärkten die nötige Attraktivität für Investoren zu entfalten. Hier braucht es insgesamt politische Rahmenbedingungen, die besser zu den sehr langfristigen Investitionszyklen in der Energiebranche passen.“
Positive Geschäftsentwicklung innerhalb der Prognoseerwartungen
Insgesamt blickt der Vorstand der EWE AG auf eine positive Geschäftsentwicklung im Geschäftsjahr 2024 zurück, die sich im Rahmen der im vergangenen Jahr abgegebenen Prognose bewegt.
So erwirtschaftete der EWE-Konzern einen Umsatz (ohne Strom- und Energiesteuer) in Höhe von 8.681,3 Mio. Euro (2023: 10.005,1 Mio. Euro). Das entspricht einem Rückgang in Höhe von 13,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum und ist im Wesentlichen auf eine Normalisierung der Energiepreise zurückzuführen. „EWE ist nach wie vor stark vom Handels- und Vertriebsgeschäft geprägt, so dass die Preisentwicklung an den Energiemärkten unmittelbar auf unsere Umsätze wirkt“, erläutert Reiners.
In der Wachstumsphase gewinnt neben dem operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (OEBIT) auch das OEBITDA für die Steuerung des Unternehmens an Bedeutung. Diese Kennzahl zeigt das Ergebnis vor Abschreibungen, die in einer Phase anhaltend hoher Investitionen stark ansteigen und somit das OEBIT überproportional belasten. „Mit der Beruhigung der Energiemärkte bewegten sich OEBITDA mit 1.261,4 Mio. EUR und OEBIT mit 631,8 Mio. EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder in Richtung eines für EWE üblichen Niveaus. Dies wird sich im kommenden Jahr 2025 noch fortsetzen“, so Reiners. Im Vorjahr hatte die hohe Volatilität an den Energiebörsen noch zu einem besonders hohen Handelsergebnis geführt, das sich in außergewöhnlich hohen Werten für OEBITDA (1.642,8 Mio. Euro) und OEBIT (1.027,3 Mio. Euro) niederschlug.
Das Konzern-Periodenergebnis lag mit 918,9 Mio. Euro deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres (2023: -541,9 Mio. Euro). „Unser Ergebnis ist stark von der stichtagsbezogenen Bewertung von Finanzterminkontrakten – so genannten Derivaten – beeinflusst, die nicht kassenwirksam sind. Während diese im Vorjahreszeitraum noch negativ auf das Ergebnis wirkten, gab es im Geschäftsjahr 2024 einen stark positiven Netto-Überhang der Bewertungseffekte“, führt Reiners aus. Zudem hätten auch geringere Wertminderungen das Periodenergebnis positiv beeinflusst.
Entwicklung weiterer Kennzahlen im Geschäftsjahr 2024
Mit durchschnittlich 10.899 Mitarbeitenden im abgelaufenen Geschäftsjahr (2023: 10.845) ist EWE einer der größten Arbeitgeber im Nordwesten. Innerhalb des EWE-Konzerns gab es Zuwächse in strategischen Wachstumsbereichen. Demgegenüber stehen Abgänge u.a. durch Anpassungen im Beteiligungsportfolio, wie dem Verkauf der polnischen EWE-Gesellschaften. Dies führte in Summe zu einem Anstieg der Zahl der Mitarbeitenden im EWE-Konzern um 0,5 Prozent. Der Einzelabschluss der EWE AG nach HGB beträgt für das Geschäftsjahr 2024 insgesamt 650,8 Mio. Euro (2023: 428,3 Mio. Euro), ein Zuwachs um 51,9 Prozent. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung daher eine Dividende in Höhe von 176,2 Mio. Euro vor.
Ausblick 2025
Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2024 erwartet EWE für das laufende Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern, das aufgrund der erwarteten Normalisierung der Großhandelsmärkte um 2,5 bis 5 Prozent niedriger ausfällt.