Europäisches „Speak Up!“-Partnertreffen gibt Impulse für Bürgerbeteiligung im Klimaschutz

Oldenburg/Skive (11. Juni 2025) – Wie kann Bürgerbeteiligung im Klimaschutz wirklich Wirkung entfalten? Welche Formate fördern Teilhabe auf Augenhöhe? Und wie gelingt es, auch diejenigen einzubinden, die bislang kaum mitsprechen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Partnerinnen und Partner des EU-geförderten Bürgerbeteiligungsprojekts „Speak Up!“ beim zweitägigen Partnertreffen, das vom 3. bis 4. Juni im dänischen Skive stattfand.
Das Projekt „Speak Up!“ fördert in Ländern der Nordseeregion neue Formen von Bürgerbeteiligung. Dabei geht es auch um Klimaschutz, der sozial gerecht und demokratisch legitimiert gestaltet werden soll. Skive bot dafür die ideale Kulisse. Denn die Region gilt in Dänemark als Vorreiterin für lokale Klimainitiativen und bürgerschaftliches Engagement.
Klimaräte, Co-Kreation und Mut zur Veränderung
Im Zentrum des Treffens standen innovative Beteiligungsformate, wie etwa Bürgerräte zur Klima- und Energiepolitik. Dr. Ingrid Brandt von der Universität Kopenhagen stellte die Erfahrungen mit dem dänischen Klimabürgerrat vor: Ein repräsentativ ausgeloster Querschnitt der Bevölkerung berät Politik und Verwaltung zu konkreten Maßnahmen für die grüne Transformation. Ihre Kernbotschaft: „Wer über die Zukunft entscheiden soll, muss auch gehört werden. Beteiligung ist nicht nur ein demokratischer Anspruch – sie verbessert auch die Qualität politischer Entscheidungen.“ Die Teilnehmenden diskutierten, wie sich ähnliche Formate in anderen Kommunen umsetzen lassen, auch im Hinblick auf kulturelle, sprachliche oder digitale Barrieren, die eine breite Beteiligung erschweren.
Was selbstorganisiertes Engagement möglich macht
Ein Höhepunkt des Treffens war der Besuch im Ort Glyngøre. Die kleine Gemeinde mit rund 1.400 Einwohnerinnen und Einwohnern organisierte in Eigenregie eine Großveranstaltung zu Ehren von Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard – und zog dabei über 25.000 Besucherinnen und Besucher an.
Was auf den ersten Blick wie eine nette Anekdote wirkt, war für die Teilnehmenden ein aufschlussreiches Fallbeispiel: Was treibt Menschen dazu, gemeinsam Großes auf die Beine zu stellen – ohne Auftrag, ohne Verwaltung? Die Antwort: Es braucht Vertrauen, gemeinsame Werte, lokale Identität und Handlungsspielräume. Die Verwaltung muss nicht immer selbst gestalten – manchmal reicht es, Raum zu lassen und Unterstützung anzubieten, wenn sie gebraucht wird.
Wie Beteiligung inklusiver und wirksamer wird
Ein zentrales Thema in mehreren Sessions war die Frage: Wie erreichen wir mehr Menschen – nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, also digital affine, politisch aktive Bürgerinnen und Bürger? Die Antwort liegt in einem klaren Perspektivwechsel: Beteiligung muss sich an den Menschen orientieren – nicht umgekehrt. Dazu gehören leicht zugängliche Formate, mehrsprachige Angebote, hybride Beteiligungswege und klare Kommunikation.
Beteiligung messbar machen: Wirkung zeigt Vertrauen
Ein weiteres Schwerpunktthema: die Wirkungsmessung. Wie lässt sich belegen, dass Beteiligung mehr ist als Symbolik? Die „Speak Up“-Partnerinnen und -Partner teilten konkrete Ansätze: Dazu gehören Vorher-Nachher-Befragungen, Feedbackbögen, die Analyse politischer Entscheidungen und langfristige Nachverfolgung, ob Vorschläge umgesetzt wurden. Denn Beteiligung ist nur dann glaubwürdig, wenn sie Wirkung entfaltet – und wenn Bürgerinnen und Bürger diese Wirkung auch erkennen.
Collective Impact: Gemeinsam mehr erreichen
Zum Abschluss stellte das Hannah Arendt Institut aus Mechelen (Belgien) das „Collective Impact Modell“ vor – einen strategischen Rahmen für die Zusammenarbeit vieler Akteurinnen und Akteure an komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem Klimawandel. Im Zentrum steht die Frage: Wie kann es gelingen, dass Kommune, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft nicht nebeneinander, sondern miteinander arbeiten? Die fünf zentralen Prinzipien des Modells sind: eine gemeinsame Zielsetzung, geteilte Wirkungsmessung, sich ergänzende Aktivitäten, kontinuierliche Kommunikation – und eine koordinierende „Backbone“-Struktur, die all das zusammenhält.
Wertvolle Impulse für die eigene Stadt
Die Koordinatorinnen für Partizipation der Stadt Oldenburg, Daniela Janßen und Katharina Meiners, ziehen ein sehr positives Fazit des Partnertreffens: „Diese Treffen sind enorm inspirierend. Wir nehmen nicht nur gute Ideen mit, sondern auch Mut zur Umsetzung. Für unsere Stadt sind solche Impulse besonders wertvoll – sie zeigen, wie Beteiligung auf Augenhöhe gelingt und wo wir noch weiterdenken können.“
Ausblick: Was bleibt und was kommt
Die Projektpartnerinnen und -partner kehren nicht nur mit vielen neuen Ideen zurück, sondern auch mit konkreten Plänen. Das nächste internationale Treffen von „Speak Up!“ findet im Dezember 2025 in Oldenburg statt. Bis dahin bleiben Austausch, Zusammenarbeit und gemeinsames Lernen die zentralen Bausteine einer Beteiligungskultur, die für alle offen ist.
Weblinks:
- Die städtische Beteiligungsplattform „Gemeinsam Oldenburg“ ist im Internet zu finden unter https://gemeinsam.oldenburg.de »