Erste Biomasseausschreibung nach dem Biomassepaket: Starkes Interesse in Niedersachsen verdeutlicht Bedarf
Hannover (16. Dezember 2025) – Die erste Biomasseausschreibung nach Umsetzung des im Februar 2025 beschlossenen Biomassepakets verzeichnet eine hohe Beteiligung und zeigt das weiterhin starke Interesse der Branche. Trotz des deutlich erhöhten Ausschreibungsvolumens von 813 Megawatt (zuvor 187 Megawatt) und der verschärften Flexibilitäts- und Vergütungsanforderungen überstieg die Nachfrage erneut die zur Verfügung stehende Menge ausgeschriebener Leistung.
„Diese Ausschreibung war für viele Biogasanlagenbetreiber eine echte Herausforderung, insbesondere aufgrund der Kurzfristigkeit und der erhöhten Anforderungen“, erklärt Silke Weyberg, Geschäftsführerin des Landesverbandes Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen e. V. (LEE NDS/HB). „Erstmals entfällt die Vergütung bei einem Börsenstrompreis unter 2 Cent pro Kilowattstunde. Gleichzeitig werden Investitionen notwendig, um Flexibilisierungspotenziale auszuschöpfen. Dass die Nachfrage dennoch so hoch war, verdeutlicht den Bedarf und zeigt: Die Branche ist fähig und bereit, auch in Zukunft gesicherte grüne Leistung bereitzustellen und dadurch ihren Platz im Stromsystem zu behaupten.“
Niedersachsen besonders erfolgreich
In Niedersachsen erhielten 122 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 143 Megawatt einen Zuschlag. Damit entspricht die genehmigte Leistung nahezu exakt der Leistung von Block 1 des Steinkohlekraftwerks Hannover-Stöcken, der Ende dieses Jahres in die Reserve überführt wird. Mehr Zuschläge als nach Niedersachsen gingen nur nach Bayern. „Diese Zahl zeigt eindrucksvoll, dass Biogas einen wichtigen Beitrag zur Strom- und Wärmewende leistet und bereits heute fossile Kraftwerkskapazitäten ersetzen kann“, betont Weyberg. „Flexibel geführte Biogasanlagen können die volatilen Erneuerbaren Energien planbar und regional verankert ergänzen. Viele niedersächsische Betreiber von Biogasanlagen haben bereits in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in die Zukunft getätigt und möchten bei stabilen politischen Rahmenbedingungen auch weiterhin Verantwortung für das Energiesystem übernehmen.“
Wichtige Rolle für die Wärmewende im ländlichen Raum
Mit Blick auf die kommunale Wärmeplanung sieht der LEE NDS/HB in der flexibilisierten Biomasse zudem einen zentralen Baustein für die Transformation im ländlichen Raum. „Flexibel betriebene Biogasanlagen können nicht nur das Stromsystem stabilisieren, sondern auch zum Rückgrat der Wärmewende werden. Neben anderen Technologien wie Wärmepumpen, Geothermie und Nahwärmenetzen wird die Bioenergie als Wärmequelle in vielen Kommunen an Bedeutung gewinnen“, so Weyberg weiter.
Dringender Handlungsbedarf: Sichere Rahmenbedingungen gelten nur bis 2026
Der LEE NDS/HB warnt jedoch davor, dass die verbesserten Ausschreibungsbedingungen des Biomassepakets nach aktuellem Stand nur noch für das kommende Jahr 2026 gelten. Ab 2027 fallen die Ausschreibungsmengen im derzeitigen EEG drastisch ab: von 1.126 Megawatt im Jahr 2026 auf 326 MW im Jahr 2027 und nur noch 76 MW im Jahr 2028. „Das Biomassepaket war ursprünglich als kurzfristige Hilfe für Anlagen gedacht, deren Vergütung 2025 oder 2026 endet. Inzwischen ist klar: Ohne eine Verlängerung der angehobenen Ausschreibungsvolumina droht ab 2027 ein Einbruch der gesicherten erneuerbaren Leistung“, warnt Weyberg. „Die Branche braucht daher dringend eine politische Richtungsentscheidung, um den Bestand zu sichern und einen kontrollierten Übergang in ein flexibles, klimaresilientes Energiesystem zu ermöglichen.“
Sonderregeln für betroffene Anlagen notwendig
Für Anlagen, die wegen auslaufender Vergütung kurzfristig auf neue Ausschreibungsbedingungen angewiesen sind oder keinen Zuschlag erhalten haben, fordert der Verband zusätzliche Regelungen. „Es darf nicht passieren, dass Anlagen mit vorhandener Infrastruktur und hoher regionaler Bedeutung vom Netz gehen, weil sie unverschuldet zwischen zwei Förderregimen landen“, so Weyberg. „Hier braucht es pragmatische Übergangslösungen, um diese Kapazitäten zu erhalten bleiben oder eine echte Anschlussperspektive zu bieten.“