Ausgemusterter Notstromdiesel tut nun Dienst in der Ukraine
Osterholz-Scharmbeck/Lilienthal/Isjum (21. Mai 2025) – Manche Geschichten kann auch nur das Leben und Zufälle schreiben: Beispielsweise, dass jetzt ein altes und ausgemustertes Notstromdiesel-Aggregat der Osterholzer Stadtwerke einen guten und zuverlässigen Dienst in der Ukraine tut und dort Menschen bei Stromausfällen mit Wasser versorgt. Aber der Reihe nach: Alles begann damit, dass die Osterholzer Stadtwerke einen neuen Betriebshof in Lilienthal bauten. Im alten Standort „Am Holze“ befand sich noch ein alter Notstromdiesel, der dort bei Stromausfall eingesprungen ist. Dieser war zwar schon sehr in die Jahre gekommen, hatte aber kaum Arbeitsstunden hinter sich. Im neuen Betriebshof gab es aufgrund aktueller Vorschriften keine Verwendung für den Notstromdiesel, also war er auch nicht für den Umzug mit vorgesehen und sollte schlussendlich in Rente gehen und verschrottet werden.
Aber für das Aggregat kam es dann doch ganz anders. Stadtwerke-Chef Christian Meyer-Hammerström traf zufällig auf einem Kongress im Spätsommer vergangenen Jahres einen Bekannten, der zufällig für den Verein „Water for Ukraine“ tätig ist und wiederum zufällig kamen sie auf den neuen Betriebshof in Lilienthal zu sprechen und dass im alten Betriebshof noch ein nicht mehr gebrauchter Notstromdiesel steht. Und sofort wurde die Zukunft des zwar alten aber funktionstüchtigen Notstromdiesels umgeschrieben. Anstatt in den Ruhestand zu gehen und in der Schrottpresse zu landen, sollte er ausgebaut und in die Ukraine transportiert werden, um dort in Kriegsgebieten bei Stromausfällen für die dringend benötigte Wasserversorgung zu sorgen, indem er Strom für die Pumpen liefert.
Der Ausbau stellte allerdings eine große Herausforderung dar. Mit 1,5 Tonnen war das Aggregat nun wirklich kein Leichtgewicht und musste dazu auch noch über ein erweitertes Treppenpodest nach draußen und damit auf Hofniveau geholt und gehoben werden. Hier arbeiteten ehrenamtliche Helfer von „Water for Ukraine“ und Kollegen der Osterholzer Stadtwerke an einem Wochenende Hand in Hand, demontierten das Aggregat und mit Hilfe eines Staplers konnte der große Notstromdiesel schlussendlich bewegt und auf einen LKW verladen werden. Und dann ging es für den Notstromdiesel auf große Fahrt gen Osten. Alleine der Transport von knapp 2.500 Kilometern war schon ein Abenteuer für sich.
Seit Anfang des Jahres steht der Notstromdiesel nun in seiner neuen Heimat und sorgt unweit der Frontlinie in Isjum für Strom. Er wurde dort an die Mannschaft des örtlichen Wasserversorgers übergeben. Vor dem Krieg lebten in Isjum rund 60.000 Menschen, seit Kriegsbeginn hat sich die Einwohnerzahl auf etwa 25.000 reduziert. Jetzt trägt die Notstromanlage aus Lilienthal zur Sicherung der Wasserversorgung in Isjum bei, wenn – und das ist leider nicht selten der Fall – kein Strom aus dem Netz für die Wasserpumpen zur Verfügung steht.
„Wir freuen uns sehr, dass unser alter Notstromdiesel noch einer so sinnvollen und vor allem nachhaltigen ‚Zweitverwertung‘ zugeführt werden konnte und dort aushilft, wo die Menschen gerade wirklich auf Hilfe angewiesen sind“, sagt Christian Meyer-Hammerström, Geschäftsführer der Osterholzer Stadtwerke zu der Aktion. Und Volker Leonhard von „Water for Ukraine“ ergänzt: „Hier sieht man, dass schlaue Lösungen und ein zupackendes Miteinander über Grenzen hinweg funktioniert. Es war toll bei diesem spannenden und herausfordernden Projekt, mit den Osterholzer Stadtwerken zusammenarbeiten zu können.“