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25 Jahre Präventionsrat Oldenburg – Dialog statt Strafe? Was stärkt die kommunale Prävention?

(v.l.) Harald Lesch (1. Vorsitzender Förderverein Präventionsrat Oldenburg), Nicole Hermes (Justizsozialarbeiterin im AJSD Niedersachsen), Melanie Blinzler (Geschäftsführerin PRO und Förderverein PRO), Dr. Kathrin Wahlmann (nds. Justizministerin), Dr. Thomas Rieckhoff (1. Vorsitzender Präventionsrat Oldenburg), Jörg Sprenger (Leiter Ambulanter Justizsozialdienst Niedersachsen), Hajo Krass (Geschäftsführer Bund der Schiedsmänner und-frauen der Landesvereinigung Niedersachsen)

Oldenburg (10. September 2025) – In die niedersächsische „Woche der Gerechtigkeit“ fiel die Jubiläumsveranstaltung des Präventionsrates Oldenburg (PRO) „Justiz neu denken?“. Gemeinsam mit der Niedersächsischen Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann wurden Fragen zur Rolle des Strafrechts und der kommunalen Prävention behandelt. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob und wie ein dialogorientierter Ansatz das klassische Strafrecht sinnvoll ergänzen oder reformieren kann.

Restorative Justice, zu Deutsch „wiederherstellende“ oder „wiedergutmachende Justiz“, stellt nicht die Strafe, sondern den Ausgleich und die Verantwortung in den Mittelpunkt. Von einer Tat Betroffene können ihre Fragen und Bedürfnisse direkt äußern, während Täter/innen Verantwortung übernehmen und Wiedergutmachung leisten können. Studien zeigen zudem, dass dieser Ansatz das Vertrauen in die Justiz stärken kann.

„Es geht nicht um ein ‚Entweder-oder‘, sondern um ein ‚Sowohl-als-auch‘“, betonte Dr. Kathrin Wahlmann im Gespräch. „Restorative Justice kann das klassische Strafrecht dort ergänzen, wo es um die Bewältigung von Konflikten und die Wiederherstellung des sozialen Friedens geht.“ Besonders bei Delikten wie Körperverletzung oder Diebstahl zeige der Ansatz große Wirkung.

Welche Möglichkeiten für Wiedergutmachung es bereits gibt, haben Dr. Kathrin Wahlmann und die Justizsozialarbeiterin Nicole Hermes gezeigt. Über den Tatfolgenausgleich stellen sich oftmals für die von einer Tat Betroffenen bessere Bewältigungsprozesse ein als über die alleinige Sanktionierung des Täters. Dass Konfliktlösung manchmal mehr vom Dialog als vom strafrechtlichen Prozess profitiert, hat der Schiedsmann Hajo Kraß vom Bund der Schiedsmänner und-frauen e.V., Landesvereinigung Niedersachsen, eindrücklich dargestellt.

An der Jubiläumsveranstaltung nahmen Fachleute aus der Justiz und engagierte Bürger/innen sowie Schüler/innen teil. „Prävention ist ein Gemeinschaftsprojekt“, so Dr. Thomas Rieckhoff, Vorsitzender des Präventionsrates Oldenburg. „Es zeichnet den Präventionsrat Oldenburg aus, dass er in der Verbindung von engagierten Bürger/innen, Behörden, Vereinen und Fachleuten nachhaltige Wege für die Prävention von Gewalt und die Sicherung des sozialen Friedens sucht und Projekte initiiert.“

Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Fragen der Gerechtigkeit in den Blick zu nehmen, „die Ansätze der Restorative Justice bekannter zu machen und seine Anwendung zu fördern“, erklärte Jörg Sprenger, Leiter des Ambulanten Justizsozialdienstes, der die Veranstaltung moderierte. „Am Ende profitieren alle. Die Betroffenen, die Täter/innen und die Gesellschaft als Ganzes.“