Treibhausgasneutralität: Kommunen im Landkreis Osterholz legen Wärmepläne vor
Landkreis Osterholz (29. August 2025) – Der Landkreis Osterholz ist einen entscheidenden Schritt in Richtung treibhausgasneutrale Zukunft gegangen: Die kreisangehörigen Kommunen haben im Rahmen eines Förderprojekts gemeinsam mit dem regionalen Energienetzbetreiber EWE NETZ und den Osterholzer Stadtwerken die kommunale Wärmeplanung für den Landkreis Osterholz erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden vorgestern im Rahmen einer öffentlichen Abschlussveranstaltung im Rathaus in Osterholz-Scharmbeck vorgestellt (Bild) und bilden die strategische Grundlage für den klimafreundlichen Umbau der Wärmeversorgung in der gesamten Region.
Im Mittelpunkt der Planung stand die Frage, wie der Wärmebedarf im Landkreis langfristig und zuverlässig gedeckt werden kann – und das möglichst effizient, wirtschaftlich und treibhausgasneutral. Die erarbeiteten Bestands-, Potenzialanalysen, Szenario-Entwicklungen und Handlungsstrategien bieten nun eine verlässliche Entscheidungsgrundlage für kommunale Verwaltungen, Energieversorger und private Investoren.
Bernd Lütjen, Landrat des Landkreises Osterholz: „Mit der kommunalen Wärmeplanung gestalten wir die Energiezukunft im Landkreis Osterholz – nachhaltig, umweltschonend und zukunftsgerichtet. Unser Anspruch geht über die reine Erfüllung gesetzlicher Vorgaben hinaus – wir wollen als Impulsgeber der Region konkrete Schritte zur Umsetzung der Wärmewende einleiten. Deshalb freue ich mich, dass sich alle kreisangehörigen Kommunen zusammengetan haben und ihre einzelnen Förderprojekte zeitlich wie inhaltlich aufeinander abgestimmt haben. Der Landkreis hat hierbei gern die koordinierende Rolle übernommen.“
Die Analyse zeigt für den Landkreis, dass rund 90 Prozent der aktuellen Wärmeversorgung durch fossile Energieträger wie Erdgas und Öl gedeckt werden. Gleichzeitig bestehen hohe Potenziale für erneuerbare Energien, insbesondere durch oberflächennahe Geothermie und Solarthermie. Die Wärmeplanung hat in Schwanewede, Grasberg, Ritterhude, Lilienthal und Osterholz-Scharmbeck 13 Prüfgebiete ausgemacht, in denen eine zentrale Versorgung perspektivisch wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sein könnte. Diese Eignungsgebiete konzentrieren sich auf Siedlungsgebiete mit einer dichten Bebauung, etwa durch Mehrfamilienhäuser oder öffentliche Gebäude sowie durch Gebäude mit hohen Wärmeverbräuchen. Die besten Chancen bieten sich in den meisten Gebieten durch die Nutzung von Umweltwärme (Luft oder oberflächennahe Geothermie) in Kombination mit Großwärmepumpen.
Für den Großteil der Gebäude, insbesondere in Wohngebieten, wurde eine dezentrale Wärmeversorgung mittels Wärmepumpen als wirtschaftlichste und klimafreundlichste Lösung identifiziert. Das Zielszenario für das Jahr 2040 sieht vor, dass mehr als 90 Prozent der Gebäude durch Wärmepumpen beheizt werden. Hierfür werden Landkreis und kreisangehörige Kommunen langfristig die Beratungskapazitäten aufbauen, um Eigentümerinnen und Eigentümer bestmöglich zu unterstützen.
Im Rahmen der Wärmeplanung wurde für jede Kommune ein individueller Maßnahmenkatalog vorgeschlagen. Die enthaltenen Maßnahmen sollen in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Diese reichen beispielsweise über die Fortsetzung der energetischen Sanierung kommunaler Gebäude bis hin zu gemeinsamen öffentlichen Informationskampagnen für Bürgerinnen und Bürger zu den Themen Gebäudesanierung und Heizungserneuerung. „Die Wärmeplanung schafft eine fundierte Grundlage, um die Wärmewende gezielt voranzutreiben – basierend auf einem klaren Bild der aktuellen Wärmesituation und konkreten Maßnahmen“, erklärt Marcus Krücken, Projektleiter bei EWE NETZ. Wiebke Schubert, Kommunalbetreuerin bei EWE NETZ, ergänzt: „Die engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kommunen aus dem Landkreis Osterholz war entscheidend für den erfolgreichen Abschluss der Wärmeplanung. Gemeinsam haben wir die Grundlage geschaffen, um die Wärmewende vor Ort wirkungsvoll und zukunftsorientiert zu gestalten.“
Eine wichtige Erkenntnis zum Sanierungspotenzial: Mehr als die Hälfte aller Gebäude im Landkreis Osterholz wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahr 1977 errichtet. Sie bieten daher erhebliche Möglichkeiten für energetische Verbesserungen. Gleichzeitig haben über 80 % der betrachteten Gebäude einen spezifischen Wärmebedarf von weniger als 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr und sollten somit auch ohne weitere Sanierungsmaßnahmen für den wirtschaftlichen Betrieb von Wärmepumpen geeignet sein.
„Mit der kommunalen Wärmeplanung schaffen wir Transparenz über den aktuellen Stand und entwickeln konkrete Pfade, wie die Wärmewende vor Ort gelingen kann“, sagt Lorenz Schlüter, Projektleiter bei den Osterholzer Stadtwerken. „Die enge Zusammenarbeit mit den Kommunen war dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor. Nun geht es darum, aus der Planung gemeinsam ins Handeln zu kommen.“ Mit Informationsveranstaltungen und Beratungsangeboten sollen die Bürgerinnen und Bürger aktiv in den weiteren Prozess eingebunden und die Umsetzung der Maßnahmen transparent gestaltet werden.
Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Instrument und hat keine unmittelbare rechtliche Wirkung für Gebäudeeigentümer. Sie dient als Orientierungshilfe für die zukünftige Entwicklung einer nachhaltigen Wärmeversorgung. Für Eigentümer von Bestandsgebäuden gelten unabhängig davon die Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes: Ab Juli 2028 müssen neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dazu zählt unter anderem auch ein möglicher Anschluss an ein Wärmenetz oder der Einbau einer Wärmepumpe. Die Wärmeplanung unterstützt dabei, Perspektiven aufzuzeigen und frühzeitig Informationen über mögliche Versorgungsoptionen bereitzustellen.