Konjunktur hellt sich leicht auf – Erwartungen bleiben gedämpft
Emden (10. April 2025) – Eine Umfrage der IHK für Ostfriesland und Papenburg zeigt eine leichte Erholung der Wirtschaftslage. IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard mahnt vor dem Hintergrund der frisch geschlossenen Koalition zu einer entschlossenen Wirtschaftspolitik. „Die wirtschaftliche Lage in der Region zeigt erste positive Signale. Doch der Weg aus der Krise bleibt steinig“, betont er mit Blick auf den aktuellen Konjunkturbericht.
Die jüngste Entscheidung der US-Regierung, die angekündigten Zollanhebungen auf europäische Produkte um 90 Tage auszusetzen, sorgt in der Wirtschaft für Aufmerksamkeit. „Ob und inwieweit sich daraus konkrete Entlastungen für unsere Unternehmen ergeben, bleibt noch abzuwarten“, erklärt Deinhard. „Klar ist aber: Die Weltmarktlage bleibt angespannt – nicht zuletzt wegen fortbestehender Handelskonflikte zwischen den USA und China. Für den deutschen Markt kann die Entscheidung dennoch ein erstes vorsichtiges Entspannungssignal darstellen.“
Auch die Einigung der Koalitionspartner auf einen Regierungsvertrag sieht die IHK mit gemischten Erwartungen. „Die künftige Bundesregierung hat viele richtige Maßnahmen angekündigt – etwa beim Bürokratieabbau, bei der Infrastruktur und bei der Entlastung bei Energiekosten. Entscheidend ist nun, dass den Worten schnell Taten folgen. Wir brauchen dringend eine handlungsfähige Regierung, die entschlossen die Weichen stellt: für Investitionen, Wachstum und neue Beschäftigungsperspektiven – auch hier bei uns in Ostfriesland und Papenburg“, so Deinhard weiter.
Der Konjunkturklimaindex ist von 79 auf 94 Punkte leicht gestiegen. Die gegenwärtige Geschäftslage hat sich leicht verbessert und kommt auf einen Saldo aus positiven und negativen Bewertungen von -3 (zuvor -7). Derzeit bewerten 21 Prozent der befragten Betriebe über alle Branchen hinweg ihre Geschäftslage als „gut“, 55 Prozent als „befriedigend“ und 24 Prozent als „schlecht.“ Die aktuelle Ertragslage hat sich allerdings bei 42 Prozent der Befragten gegenüber dem Vorquartal weiter verschlechtert.
Dagegen hat sich die Erwartung der Betriebe deutlich verbessert. 13 Prozent gehen von einer eher günstigeren Geschäftslage aus (zuvor 4%), 65 Prozent von einer etwa gleichbleibenden (zuvor 58%) und 22 von einer eher ungünstigeren (zuvor 38%). Der Saldo kletterte von zuletzt -34 auf nun -9 und liegt damit weiterhin leicht im negativen Bereich. Die Beschäftigtenzahl wird nach Einschätzung der Befragten erstmals seit Sommer 2022 wieder leicht zunehmen, bei den Investitionen dagegen sind die Betriebe weiterhin zurückhaltend. Beim Exportgeschäft gehen die Erwartungen weiter zurück. Von den Betrieben, die Export betreiben, erwarten 8 Prozent eine Steigerung und 30 Prozent einen Rückgang. Der Saldo sinkt hier von -9 auf -22.
Das größte Risiko für die Geschäftsentwicklung bleiben weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (77%). An zweiter Stelle folgen nun die Arbeitskosten mit 68 Prozent (zuvor mit 55% auf dem fünften Platz) und die Inlandsnachfrage mit 61 Prozent (zuvor mit 66% auf dem zweiten Platz). Der Personalmangel stellt weiterhin für mehr als jeden zweiten Betrieb ein Risiko dar, die Energie- und Rohstoffpreise für 46 Prozent (zuvor 57%).
Für eine nachhaltige Erholung sei eine entschlossene Wirtschaftspolitik notwendig, mahnt Deinhard. „Der wirtschaftspolitische Kurs muss sich jetzt mit der neu gebildeten Bundesregierung deutlich ändern. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen schneller werden, der Standort attraktiver, die Betriebe brauchen Luft zum Atmen. Nur dann wird es gelingen, aus dem zarten Aufwärtstrend eine echte Erholung zu machen.“
Die IHK hatte im Rahmen ihrer aktuellen Konjunkturumfrage zum Ende des ersten Quartals 2025 wieder mehr als 200 Unternehmen aus der Industrie, dem Einzel- und dem Großhandel, der Dienstleistungsbranche, dem Gastgewerbe sowie aus dem Verkehrssektor der Region zu ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation und zu ihren Erwartungen an die kommenden Monate befragt.
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