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Positionspapier: Volle Kraft voraus für den Industriestandort Stade

Landkreis Stade (04. April 2025) – Wie kann der Chemiestandort Stade erfolgreich in die Zukunft geführt werden? Ein starker Schulterschluss aus der Region bringt rechtzeitig zu den Koalitionsverhandlungen in Berlin ein Positionspapier aufs Tableau.

Im Landkreis Stade ziehen Vertreter aus Geschäftsführungen, Betriebsräten, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, Verwaltungen und Politik an einem Strang: Mit Unterstützung des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums hoben sie im Herbst 2023 ein dreijähriges Pilotprojekt zur Standortentwicklung des Chemie- und Industriestandorts aus der Taufe. Stade als einer der bedeutendsten Chemiestandorte in Deutschland und Europa mit Ausbaureserven, Hafenanlage und einer direkten Anbindung an die Energienetze soll mit langfristigem Erfolg in die Zukunft geführt werden. An dem Industriestandort hängen rund 10.000 Arbeitsplätze. Mit jährlich rund 50.000 Tonnen Wasserstoff verfügt Stade über die größte Wasserstoffproduktion in Europa.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der derzeit in Berlin laufenden Koalitionsverhandlungen für eine neue Bundesregierung haben die Projektbeteiligten ein Positionspapier entwickelt mit Forderungen an Land, Bund und EU zur langfristigen Sicherung und Weiterentwicklung des Chemiestandorts. Landrat Kai Seefried hat das Papier am Donnerstag gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade GmbH, Matthias Reichert, und Projektkoordinator Stephan Engel vorgestellt. Engel war bis 2023 mehr als drei Jahrzehnte lang als Manager bei einem Chemieunternehmen in Stade tätig und hat die Leitung des Pilotprojektes zur Standortentwicklung inne. Der Standort Stade steht dabei stellvertretend für die Chemiebranche bundesweit.

„Unter anderem mit dem Bau des ersten landseitigen Flüssiggasterminals in Deutschland unterstreichen wir unsere Vorreiterrolle“, sagt Stades Landrat Kai Seefried. „Wir können und wollen unseren Beitrag zur Energiewende und zur Transformation der Industrie leisten.“ In Stade seien zahlreiche Chemieunternehmen angesiedelt, bei denen Produktlinien und Wertschöpfungsketten effizient aufeinander abgestimmt sind und deren Erzeugnisse die Grundlage für viele Industriezweige in Deutschland bilden. Aufgrund globaler und nationaler Entwicklungen sei die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts jedoch bedroht. Dabei sei das Interesse an neuen Ansiedlungen groß. „Das belegen zahlreiche Anfragen von Unternehmen, die die Stärken und Chancen des Standortes erkannt haben und die sich in Stade niederlassen wollen“, berichtet Projektkoordinator Stephan Engel.

„Damit die Transformation gelingt, müssen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene jetzt die Weichen gestellt werden“, unterstreicht Landkreis-Wirtschaftsförderer Matthias Reichert. Ein dicker Brocken seien die Energiekosten, sie müssten runter. Dazu müssten Netzentgelte gesenkt sowie Abgaben und Steuern auf Strom und Gas reduziert werden. „Langwierige Genehmigungsprozesse binden Ressourcen und verhindern Investitionen“, weiß der Wirtschaftsförderer. Die klare Forderung aus Stade: „Das muss sich ändern!“ So dürfe eine vollumfängliche detaillierte Projektplanung nicht bereits für eine Genehmigung vorliegen müssen, sondern entsprechend der Regelungen in anderen EU-Ländern im Laufe der Realisierung erarbeitet werden können. Aktuell ist dies gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz und Baugesetzen nicht möglich, hier müsse die neue Bundesregierung für Vereinfachungen sorgen. Ebenso sollte die bereits vorliegende Novelle des Baugesetzbuches zügig verabschiedet werden, damit die Baubehörden der Kommunen eine Ermächtigungsgrundlage für die umfassende Festsetzung von Lärmkontingenten (emissions- und immissionsbezogen) erhalten. So könnten die Behörden den vielen Anfragen zu Ansiedlungen von Industrieprojekten durch entsprechende Bebauungspläne rechtssicher begegnen.

Die Vertreter des Stader Chemiestandorts fordern die Absicherung heimischer Wertschöpfungsketten: Bei vielen kritischen Rohstoffen und Produktlinien nutze insbesondere China seine beherrschende Marktmacht, um Preise zu beeinflussen und Absatzmärkte in Europa zu übernehmen. Die hiesige Industrie gerate da schnell ins Hintertreffen. Feste Quoten für in der EU produzierte Grundprodukte würden helfen, Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa zu erhalten und zu stärken. Zudem müsse Schluss sein mit überbordenden Umweltstandards: EU-Vorgaben für entsprechende Werte dürften nicht zu einem faktischen Produktionsverbot in Europa führen, was letztlich zur Folge habe, dass entsprechende Produkte im Ausland hergestellt und importiert werden müssen.

Speziell für Stade sei der zügige Ausbau der Infrastruktur entscheidend, damit der Industriestandort sein Potenzial entfalten kann. Dabei geht es vor allem um das Planfeststellungsverfahren zur Nordhafenerweiterung, den Anschluss an das Wasserstoffkernnetz bis 2028/2029, die zügige Fertigstellung der Autobahnen A 26 und A 20 mit der Elbquerung bei Drochtersen sowie das parallel zur Autobahn A 26 geplante Industriegleis zur Schienenanbindung des Chemie- und Hafenstandorts.

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